Lata dagar i Latgale – Bara vara vid Daugava

Faule Tage in Latgale – Nur Sein an der Daugava: auf schwedisch taugt das als Poesie, Lyrik, Mantra, Motto der fünf Tage.

Wir wollten ein bis zwei Nächte bleiben – es wurde fünf. So wohl haben wir uns auf dem Selbstversorgerhof Upes Dižvietas von Sebastian, Alessa und Lilith zwischen Hühnern und Ziegen, Wiesen und Wäldern, Fluss und Hügeln gefühlt, dass es überhaupt nicht schlimm war, als an Tag 4 unser Bus nicht ansprang und wir einfach noch einen Tag blieben. Auf dem Hof haben Sebastian und Alessa ein Paradies nicht nur für ihre Familie und ihre Tiere geschaffen, sondern auch für ihre Gäste.

Wo sind wir hier: in Lettland, in Latgale, 5 km westlich von Krāslava, am Ufer der Daugava, auf Upes Dižvietas = großartige Plätze am Fluss, smultronställe eben.

Was tun wir hier so lange:

Paddeln natürlich! Ein paar hundert Meter durch Wald und Flusswiese setzen wir die Kajaks ein. Und dann ist Flusspaddeln wie E-Bike-Fahren – downhill. Die Daugava ist dabei zahm genug, dass auch wir Meer-Seen-Paddler keinen Stess kriegen. Unterwegs gibt es viele sandige Uferstückchen für Pausen. Wir passieren ein paar vom-Ufer-Angler, Reiher, Kühe und viel Grün. Im Frühjahr tritt der Fluss derart über die Ufer, dass die Häuser einige Meter über und ein paar mehr Meter vom Fluss entfernt stehen – meist vom Natura2000-Wald verdeckt. Die Daugava ist zwischen Krāslava und Daugavpils besonders geschützt, verläuft hier in ein paar besonders schönen Schleifen, den Daugavas Loki – und wir picken uns das allerschönste Paddel-Stückchen raus. Nur an einigen Stellen muss man gucken, wo zwischen den Steinen man ohne Grundberührung durchrutschen kann, meist strömt der Fluss gelassen dahin.

Wir machen nach 2,5h und 18km Pause auf dem Campingplatz in Slutiški. Hier preit uns der Chef an, der von Sebastian auch schon für unseren Rücktransport beauftragt wurde, und wirbt mit seinem Kaffee, Bier, Burger, fri kartupeli und Eis. Das lockt. Unter einem Mežpils-Schirm wettern wir den einzigen Schauer des Tages ab, stützen die hiesige Tourismuswirtschaft und lassen etwas Geld in der Region. Mit erneuter Sonne nehmen wir noch eine Flussschleife und lassen uns kurz vor dem Campingplatz Ozianna abholen. (Das GFK-Kajak fand den robusten Transport etwas kratzig.)

Was tun wir die anderen Tage?

Wir wandern nach Krāslava: Die sehenswert-süße Holzhaus-Bebauung (gemischt mit sowjetischem Kalksandstein- Funktionalismus) ist sehr vielfältig erhalten: manche pük in Schuss, andere immerhin durch ein Blechdach vor dem Verfall gesichert – oder mit modernen Materialien “verbaut”, im Ensemble aber stimmig – und umgeben von beneidenswerten Gärten zwischen Flussufer und ansteigender Landschaft.

Wir wandern durch die Landschaft: durch den Uferwald, über hügelige Felder und Weiden, durch Kräuter und Blumen – und finden smultron, Walderdbeeren.

Weitere Programmpunkte: grillen, chillen, lesen, schreiben, Hunde streicheln, Baby-Kaninchen gucken, Ziegen melken und die Hof-eigenen Produkte genießen.

Außerdem kann man von hier die Highlights der weiteren Umgebung abklappern (Aussichtstürme, Lost Places, Seenplatte etc.) und bestimmt auch super radfahren: der regionale Radweg Nr.35 geht hier direkt vorbei – eine flussnahe und ungefährliche Alternative zum Eurovelo Nr.11 an der A6. Wer beim Radwandern Karte lesen kann, ist klar im Vorteil und sieht auch was von den Daugava-Schleifen.

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