Zu Mittsommer – zeitlich zwischen Haff und Nehrung – sind wir in Pape, dem südlichsten Küstenzipfel von Lettland. Mittsommer, Jani, Sankt Hans: Erst nach allen Regeln der Tradition mit Trachten und Singen rund um den Museumshof Vitolnieki im denkmalgeschützten Ortsteil Papes Konų Ciems (sehenswert!), dann am „richtigen“ Tag, dem 23.06., mit schlichtem Lagerfeuer am Strand vor dem Hof / Kempings Mikjāni. Dazwischen erwandern wir den Naturpark Papesee und erkunden die Geomorphologie des Strandes, 😎😎






Papes Konų Ciems hat nicht nur schöne, alte Fischerhäuser und den entspanntesten Campingplatz, sondern auch den mit Abstand feinsten Strand rund um Pape.
Nach der Erkundung der Kurischen Nehrung🇱🇹 wechseln wir endgültig(?) das Land. Zum Ankommen in Lettland🇱🇻 werfen wir den Anker in Bernāti an der Küste südlich von Liepaja. Ein „zerstreutes“ Streudorf / glesbygd, das nach Auskunft von visitbernati viele Aktivitäten vorschlägt: sonnenbaden, schwimmen, waldbaden, den Naturpark mit sage und schreibe 7 philosophisch-künstlerischen Pfaden erwandern, im einzigen Café einkehren, die (leider verblüten) fliedergesäumten Dorfstraßen entlangschlendern, den westlichsten Punkt Lettlands würdigen (markiert durch eine Skulptur und einen Kaffeeautomaten), die Seele baumeln lassen,… Wir machen alles außer Fahrräder mieten. Ein toller Ort, um einmal aufzustoppen, durchzuatmen, zwei Gewitter abzuwettern und Törnplanung für Lettland zu betreiben.






Exemplarisch Reisen – nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen. Wir waren in Ziemupe: ein weitläufiges, undramatisches Dorf an der Westküste Lettlands etwas nördlich von Liepaja. Das Dorfzentrum mit Gutshaus, Laden (Eis!) und Heimatmuseum liebevoll designt: Ziemupe als Eiche (eine von 100, die der Innenminister zu Lettlands 100. verteilt hat) im Tagetes-Lettland-Umriss. Der Schaukel ist „Ziemupe mein Königreich“. Staubige dirtroads, bauchhoher Roggen, Vorgarten-Kunst, Feldsteinscheunen (u.a. Ålandsrapakivi, eiszeitliche Grüße aus Finnland) und Küstenwald mit Abbruchkante: Strand vor Geschiebe mit stattlichen Findlingen (diese Eiszeit wieder…). Gute 5 km Strandwanderung (der Fernwanderweg E9 hat hier Längen) zurück zum hyggeligen Camping Rūgumi mit Womo-Wiese und Bulli-Garten (wo stehen wir wohl?😁).









Zwei Nächte ist Rūgumi unser Lager: mit Meeresrauschen und morgondopp. Lettlands Westküste haben wir am Beispiel von drei ziemlich willkürlich ausgewählten Dörfern bereist: Pape, Benūti, Ziemupe. Keine klassischen Reiseführer-Ziele oder Roadtrip-Stationen (wobei der Platz Rūgumi dem Publikum nach zu urteilen ein Womo-Führer-Tipp sein könnte). Wir fanden und finden es großartig, uns von Sehenswertem finden zu lassen, über Details zu stolpern, uns über scheinbar Alltägliches zu wundern oder zu freuen: Bushaltestellen, Gemüsebeete, Kaffeeautomaten, Riffeln in Schotterstraßen (wie entstehen die?), Findlinge (warum in Ziemupe und nicht in Pape?) und unendlich viele neue Fragen, die sich vor uns auftun.
Bei auflandigem Wind lockt uns schließlich die livische Küste, die Nordseite von Kurzeme. In Mikeltornis wollen wir den Schietwetter-Sonntag und Starkwind-Montag abwettern: auf unseren Spuren von 2018. 🇱🇻😎😎🌊
