Campana: Wanderung auf dem „Weg der tausend Ewigkeiten“ 

Von dem Städtchen Campana in der Sila greca, dem Vorgebirge der Sila südlich der Ebene von Sibari (Kalabrien) gibt es eine Wanderung, den die Bewohner Campanas „Weg der Tausend Ewigkeiten“ nennen.

Früher gingen die Bauern und Landarbeiter diesen steilen Weg (ca. 300 Höhenmeter) täglich zur Arbeit auf den Feldern im Tal und auf den gegenüberliegenden Hängen, wo Oliven, Wein, Kastanien und Getreide angebaut wurde. Einige hatten Esel oder Maultiere, die meisten mussten aber alles zu Fuss runter und herauf tragen. Im 17.Jh. war Campana berühmt für die Produktion von „Manna“, der biblischen Süßigkeit, die den Israeliten als Nahrung bei ihrer 40-jährigen Wanderung durch die Wüste gedient haben soll. Manna wird aus dem Saft der Esche (Manna-Esche, Blumenesche, Schmuckesche) durch Einritzen der Äste und Zweige gewonnen. In der Bibel wird der Geschmack als „etwas Feines, knuspriges, fein wie Reif, weiß wie Koriander“ (Moses 16,14) und mit dem Geschmack von  “Honigkuchen“ (Moses 16,31) beschrieben. Im Koran heißt es (Sure 20,Vers 80): “Oh ihr Kinder Israels, Wir erretten euch von eurem Feinde, und Wir schlossen einen Bund an der rechten Seite des Berges mit euch und sandten Manna und Wachteln auf euch herab.“

Der alte Ortskern „Rione Terra“ ist verfallen und verlassen. Seit den 50er Jahren machten Erdrutsche und Erdbeben das Leben auf dem Bergkamm zunehmend gefährlicher. Die Abwanderung vieler Bewohner, die sich in Deutschland als „Gastarbeiter“ verdingten, tat ein übriges. Der neue Ortskern liegt etwas weiter nordwestlich auf der Hochebene.

Den Namen Campana (Glocke) bekam der Ort Kalaserna im Jahre 1324. Der Legende nach fanden Bauern aus Kalaserna und Umbriatico bei der Arbeit auf den Feldern eine Glocke gigantischen Ausmaßes. Da sie sich nicht einigen konnten, welchem Ort die Glocke zusteht, banden sie aus jedem Ort eine Kuh an die Glocke, die stärkere sollte gewinnen. Der Bauer aus Kalaserna nahm eine Kuh, die frisch gekalbt hatte und band das Kalb mit an die Kuh. Als das Kräftemessen begann, peitschte er das Kalb, und die Mutterkuh pflügte los, um ihr Kälbchen zu beschützen. Seitdem heißt der Ort Campana.

Wanderung auf dem Weg der tausend Ewigkeiten

Noch ein kleiner Gimmick am Rande:

Die Frauen von Campana haben einen ungewöhnlichen Brauch: An den Freitagen im März kämmen sie sich nicht. Dieser Brauch erinnert an eine Episode der Leidensgeschichte Christi, die in den offiziellen Evangelien nicht enthalten ist.
An einem Freitag vor der Kreuzigung, als Jesus zerschlissen und verschwitzt vor den Judäern auf der Flucht war, bat er eine Frau um Hilfe, die sich vor der Tür ihres Hauses ihr frisch gewaschenes Haar kämmte. Sie aber verweigerte ihm den Beistand, bloß, um sich ihre Frisur nicht von neuem zu beschmutzen. Da sprach der Herr einen Fluch aus gegen alle Frauen, die sich im Laufe des Freitags kämmten: „Maleditta China jetta /chi de vinnari si ‚gnetta“ (Verdammt sei die Frau, die sich am Freitag kämmt!“) Und da sich nicht mehr genau feststellen lässt, an welchem der Freitage sich dies zugetragen hat, ziehen die Frauen von Campana es vor, auf Nummer sicer zu gehen und an allen Märzfreitagen ungekämmt zu bleiben.
(aus: PALANGE, GUIDO, Die Königin der drei Brüste, übersetzt und interpretiert von Julia Jäger, Verlag Rubbettino; Soveria Mannelli/Catanzaro 2000.)

Weitere Informationen zu Campana:

http://www.silagreca.de/campana.htm

Webseite von Campana

Die Wanderung ist dem Rother Wanderführer Kalabrien entnommen (Nr.29 bzw.30)

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