Ein paar Tage, unsere Restzeit auf Sizilien, wollen wir uns in die Ecke zwischen Trapani und Palermo vertiefen. Mich lockt das Zingaro Naturreservat, das mit einigen Wanderwegen auf einer nach Norden ins Tyrrhenische Meer ragenden Landzunge Küstenwandern verspricht. Wir werden für ein paar Tage sesshaft in San Vito lo Capo, einem Badeort mit Hafen, Strand (ein Traum!) und Lungomare, der im Dezember reichlich verschlafen aus der Wäsche guckt. Das ist für uns so lange kein Nachteil, wie es Camping (mit Strom, Abwasch und Dusche für 20€), Pizza, Bar (Arrancini!) und Einkauf gibt (das Eis hat allerdings schon chiuso per ferie). Im Sommer muss hier die Hölle los sein, wir finden den Winter perfekt. Wie Wyk auf Föhr in warm.



In der Ansteuerung auf die Gegend kurbeln wir uns noch in den Ort Erice hoch, der auf einem singulären Berg in 700 Metern Höhe meeresnah über der Gegend trohnt – und deshalb seine enge Altstadt meist in Wolken verhüllt. Unten bestes Wetter, oben spooky Nebelschwaden und Mützenwetter. Der Besuch in der Pasticceria von Maria Grammatico ist laut Reiseführer und Va Sentiero ein Muss: ich mag Süßes! Ein wunderbarer Nachtisch für den viel zu dunklen lauen „Sommer“-Abend.



Von San Vito lo Capo unternehmen wir zwei Wanderungen. Die erste wird überschattet (im wahrsten Sinne) von der Ankündigung von Schauern und Gewitter – sowohl von yr.no als auch dem analogen Blick in die Runde. Wir wagen uns erstmal „nur“ durch den Ort, dann um den Leuchtturm, werden mutiger, setzen fort über Salzwiesen und die Ebene oberhalb des Ortes. Weil die dunklen Wolken überall, nur nicht über uns sind, wagen wir uns nach einem Zwischenstopp zu Arrancini und Chinotto noch ein Stück in die andere Richtung und bewundern den Monte Monaco von unten, der mit seiner „Langen Anna“ die Bucht überragt. Wir bleiben trocken – auch weil wir wegen des Windes doch nicht baden.



Der nächste Tag ist strahlendblausonnigwarm. Ich will da hoch: auf den Pass am Monte – und auf die andere Seite nach Zingaro gucken! Zunächst an Feldern, durch Gärten, vorbei an Hunden und Ziegen wird der Pfad bald steil und ausgesetzt, dank reichlich Serpentinen aber gut zu gehen. Oben ist es immer noch Kurzehose-warm, die Orangen schmecken besonders sonnig, die Aussicht ist grandios. Die Hänge über uns und im Zingaro sind jedoch so kahl und ab mittags schattig, dass wir den Plan Zingaro gerne über Bord werfen: es kann dort nicht schicker sein als hier.






Zu Hause wird es winterlich kalt, wir haben keine Lust auf Rückreise im Schnee, und Weihnachten naht: wir werden verbindlich und buchen die Fähre Palermo – Genova. Die verbleibenden zwei Tage bummeln wir durch die Gegend, genießen das Nix-Müssen, essen Eis, kaufen Mitbringsel (kulinarische natürlich), tauchen in Trapani ein, bilden uns in Sachen Meersalz und lassen den Bulli nochmal durch ein bisschen Hinterland tingeln. Trapani war ungeplant und unerwartet spannend: Hafen in der Abendsonne, Altstadt mit laaaaangen, engen Gassen, in der die italienische Weihnachtsbeleuchtung langsam Fahrt aufnimmt (es muss blinken, das ist gang wichtig!) und in vielerlei Hinsicht dicht dran an Afrika (wollen wir im Februar nach Marokko?). Nachdem wir uns in der Trattoria La Pergola sehr lecker Lievpien freeten hebt, bietet uns der „Hafen“ von Nubia nochmal einen Stellplatz mit Meerblick – inklusive Fernweh (Lust auf Nordafrika?).






Nach einer lustigen Führung (auf italienisch) zur Salzgewinnung in Nubia tingeln wir über strade provinciale zum Stadtbummel in Alcamo, bevor wir uns zur Fähre in Palermo durchschlagen: der Stadtverkehr war spannend, aber die chaotische Boarding-Prozedur (sind wir von den Schweden verwöhnt?) ist es um so mehr. Mit nur einer Stunde Verspätung stechen wir ins Tyrrhenische Meer: ab nach Hause!









