Es ist auf Sizilien wohl weniger vorgesehen, touristische Besucher in die ländlichen Bereich im Inselinneren zu lenken: kaum Camping- oder Stellplätze, kaum Hinweise im Reiseführer, aber dennoch viele Weitwanderwege (s.u.), die Silzilien durchkreuzen (sollen: vom CAI optimistisch geplant und beschildert, aber …). Wir passieren hier wintergrüne Hügel, landwirtschaftlich geprägte Dörfer, entspannt-liebliche Olivenhaine, Weinberge, Orangenplantagen und Gemüsefelder. Sehr schick!






Auf den ersten Blick fühlten wir uns an die Toskana erinnert: Wälder und wildes Gestrüpp (ist das noch Macchia? besonders üppig ist die hier nicht – zu trocken im Sommer?) gibt es meist nur in höheren und steilen Lagen, der Rest wird bewirtschaftet. Die kleinen Ketten-Trecker pflügen tapfer gegen die Erosion an, umkurven Felsen (ist das nun Karst?) und verleihen den Hügeln etwas gleichmütiges – im positiven Sinne.Im Dezember sind die meisten Flächen satt-grün, der Winterweizen (der für die Pasta?) fürchtet sich nicht vor dem Winter. Felder mit Fenchel, Blumenkohl, Auberginen, Artischocken sind klar zur Ernte. Das Angebot der Obst- und Gemüsehändler ist vielfältiger als Samsø im August. Wir kommen fast gar nicht dazu, Fleisch zu essen.
Wandern kann man hier auch, allerdings nicht sehr barrierearm: wenig begangene Wege brauchen hier nur eine Vegetationsperiode, um zugewachsen zu sein – alternativ weggeregnet. Es gibt laut mapy.cz und Markierungen in der Landschaft viele Weitwanderwege, die Silzilien durchkreuzen (sollen: vom CAI optimistisch geplant und beschildert, aber …). Für kleine Tagestouren muss man improvisieren – und entdecken. Wir entdecken Picknick-Plätze, Infotafeln (mehrerer Urheber nebeneinander natürlich), Wanderinfrastruktur im Verfall (ehemals EU-gefördert, jetzt aber mit kaum dahin gelenkten Besuchern etwas vereinsamt). Trotzdem machen wir schöne Funde (Kräuterbeet, Höhle, Erklärtafeln).
Wir unternehmen mehrere (geglückte) Versuche, uns das Inland zu erschließen. „Autowandern“ (ich finde das meiste daran schrecklich!) kombiniert mit „Beine vertreten“ (Wandern ist Gehen im Flow, so weit kam es nicht) und „Sightseeing“ plus „Fotostopps“ kam dabei raus. In kleinen Dosen genossen können wir es genießen, „unser“ Ding auf Dauer ist diese Art des Reisens immer noch nicht (siehe E8 in Finnland). Exemplarisch Lernen und Reisen erfordert jedoch den Mut, sich in der Breite / räumlich zu beschränken, um Muße für die Tiefe zu bekommen. Aber welchen Raum nimmt man? Wir versuchen den Zufall zuzulassen. Und nächstes Mal mieten wir uns für mindestens eine Woche in irgendeinem Dorf ein – vielleicht.
Ein bisschen Abenteuer für den Bulli: Erodiert sind hier auch viele Straßen, denen es dabei völlig egal ist, dass sie mal das Prädikat SP, strada provinciale, verliehen bekommen haben. Fehlende Straßenseiten, Überhänge, sedimentierte Schlammbänke, Löcher, Senken… werden mit aufgestellten Schildern und/oder Flatterband gekennzeichnet. Der Rest ist dem Geschick des Fahrers überlassen. Die Beifahrerin darf die Landschaft bewundern oder Tourenwagen-Ansagen machen: „Backbord achtern anblasen!“ Fazit: nächstes Mal noch mehr Hinterland wagen!
