Warum wir uns Kalabrien als November-Reiseziel ausgeguckt haben? Das Wetter, die Wärme, das Unbekannte! Italiens Norden kennen wir schon ein bisschen, die Sprache lässt uns nicht völlig lost in translation fühlen (nach Finnland mal etwas leichtes), auch wenn wir eigentlich kein italienisch können. Und kulinarisch fühlt sich Italien vielversprechend an. Unsere erste Wahrnehmung von Kalabrien: der Geruch! Pinien, Macchia, Meer. Dann: der Strand, das Meer mit Badetemperatur (für Nordfriesen / Nordeuropäer zumindest)! Und Berge – oben Wald und Macchia, unten Wein, Oliven und Orangen! Und ein paar “Abers”…

Der Müll! Schon unser ersten Anlaufpunkt, der Strand vor Sibari, hat uns gelehrt, dass wir am Müll vorbeigucken müssen, wollen wir die Schönheit Kalabriens erkennen und uns entspannen. Im besten Fall häuft sich der Müll um nicht geleerte Mülltonnen, je näher man der Ebene und der Hauptstraße kommt, desto vermüllter sind auch die Straßenränder. Oder: je näher man den Bergen kommt, desto weniger Müll liegt (offensichtlich) rum. Die Gründe? Bestimmt vielschichtig! Wir schaffen es immer ohne Probleme (auch im öffentlichen Raum) unseren Müll ordnungsgemäß und sortiert (nach wechselnden Kriterien) loszuwerden. Den geben tut es sie, die Mülltonnen.



Die Bauruinen! Auch hier haben wir das Warum viel diskutiert. Die mittelalterlichen Lost Places sind klar: Landflucht, moderne Alternativen etc. Aber die Neubauten? Was muss da für ein Geld verschwendet worden sein?! Nicht nur komplette Bauten stehen als Betongerippe in der Landschaft oder mitten im Ort, auch werden von Gebäuden manchmal nur einzelne Stockwerke genutzt. Baut man 3 Etagen auf Vorrat und hat nur Geld für den Ausbau einer? Und was hat die Mafia (angeblich) damit zu tun? Wir schließen uns einfach der Einschätzung an, dass der verwitterte Rohbau Teil der Baukultur Süditaliens ist, ein eigener Architekturstil.



Die Hunde! Wir haben in Kalabrien nur liebe, nette, freundliche und zurückhaltende Hunde getroffen. Aber: sie leben hier offensichtlich auch (halb-)wild. Es gibt überwiegend zwei Sorten: Groß-Golden-Retriever und Mittelklein-Hellbraun. Viele sehen nicht gesund aus, einige auch nicht gut genährt. Für Hundeliebhaber muss es schwer sein, nicht eine Handvoll von ihnen mitzunehmen.



Die Straßen! Für eine strukturschwache, um nicht zu sagen arme Region, hält Kalabrien pro Einwohner ziemlich viele Straßenkilometer bereit. Die Berge inklusive Erosion sind für die Straßen echte Chikanen, Ortschaften mit zu engen Gassen kommen noch dazu. Wir machten die Erfahrung, dass auch Google Maps nicht immer informiert ist über tatsächlich passierbare Routen oder Straßensperrungen. Zum Glück sind die Straßen nicht so voll wie um Neapel herum (außer es ist Mittag und alle müssen nach Hause zum Essen bei Mamma), trotzdem ist ein Fiat Panda (Trekking, Young, Cross, 4×4) in Kalabrien besser dran als ein klobiger T6. Wir haben uns manchmal nach Finnland zurückgesehnt. Wir lieben Finnland!







Ein Gedanke zu “Kalabrien: sperrige Schönheit”