3 Wandertage in den Cinque Terre

Hinter uns der Regen, über uns die Wolken, vor uns die Sonne: am Ende des Regenbogens wartet das Mittelmeer auf uns. In Levanto am Rande der Cinque Terre werfen wir auf dem Camping Acqua Dolce den Anker auf bekanntem Terrain. Strand und Ort in direkter Nähe, Wanderwege vor der Schiebetür und mit Bahnanbindung für weitere Etappen: perfekte Bedingungen um ein paar Tage lang Mut, Lust und Plan für den weiteren Weg nach Süden zu kriegen.

Die Cinque Terre sind ein großartiges Wandergebiet! Zwei Hauptwege ziehen sich an der Küste entlang: der eine von Ort zu Ort meist über Weinterrassen (Sentiero Azzurro), der andere durch Wald/Macchia auf dem Kamm der Berge (~600m) in der ersten Reihe zum Meer (Alta Via). Dazwischen gibt es eine Vielzahl von Verbindungswegen, Umwegen, Nebenwegen, so dass einem wochenlang (in unserem Fall über 28 Jahre verteilt) nicht langweilig werden kann. Und das alles fast durchgängig mit Meerblick!

Nach einem halben Tag zwischen Strand und Eisdiele, Foccaceria und Campingplatz laufen wir an einem sonnigen Samstagmorgen an der Schiebetür los. Der beliebte (wir merken es) Sentiero Azzurro in das erste der 5 Dörfer, Monterosso, führt uns an Gärten und durch verwilderte Trockenmauerreste zum Punta Mesco, den wir zur Mittagspause mit vielen anderen Wander- und Cinque-Terre-Begeisterten teilen. Die Weitsicht ist faszinierend: die ganze Küste von Ligurien inkl. den dahinterliegenden schneebedeckten Alpen hinter uns, Elba voraus und sogar die Nordspitze von Korsika sind zu sehen! Nach eine Badepause im wuseligen Monterosso nehmen wir auch die nächste Etappe nach Vernazza unter die Füße. Es wird abenddämmerig – mit dem Vorteil, dass uns nicht mehr so viele begegnen und wir Vernazza im Sonnenuntergang erleben. In der Nebensaison scheint auch niemand mehr Eintritt(!) für den Weg haben zu wollen.

Am sonnigen Sonntag wollen wir die zu erwartenden Ausweichmanöver in schwierigem Gelände vermeiden und begehen sonst wenig begangene Pfade um / über / hinter Levanto: über den Grat des Monte Rossini und durch enge Bergdörfer. Hier darf man – anders als in Westfalen – sonntags Wäsche aufhängen, im Garten arbeiten und jagen (man sieht uns und lässt uns passieren: Grazie!). Nur die selbstgeplante Abkürzung ins Tal ist leider zugewuchert (typisch Italien?), so dass uns nur die Hauptstraße (oder ein Umweg inkl. Höhenmetern) bleibt. Zur Belohnung … ist die Gelateria am Strand leider schon ausverkauft: sonniger Sonntag eben.

Am sonnigen Montag wollen wir die Fülle auf dem Sentiero Azzurro antesten. Mit der Bahn gehts erstmal nach Vernazza, das wir nochmal bei Tageslicht erleben. Am Hafen tobt das Leben: Bohrhammer und Kettensägen machen Gebäude und Grünzeug schön (nach der Saison ist vor der Saison), Boote werden aufgeslippt (mit vielen diskutierenden Helfern), mittendrin Klönschnack und Fotosessions – und wir.

Auf dem Sentiero nach Corniglia filtert sich das Publikum: es bleiben fast nur die gesetzlich vorgeschriebenen Vibramsohlen übrig. So steht es am (jetzt unbesetzten) Checkpoint doch tatsächlich angeschlagen! Wir gucken brav unter unsere Schuhsohlen. Der Weg ist trotz der Warnungen gut in Schuss, meist mit Holzgeländer und Ausweichstellen. In Corniglias engen Gassen konkurrieren die Eisläden, Bars und Restaurants. Wir schleppen unsere Brotdose noch eben aus dem Ort raus – so der Plan. Und weil der Hauptweg gesperrt ist, müssen wir den sowieso viel schöneren Umweg obenrum über Volastra nehmen. Und eben aus dem Ort raus bedeutet erstmal 250 Höhenmeter. Puha!

Ohne Checkpoint, Warnungen, Geländer und Vibram-Pflicht wissen wir schnell, warum diese Höhen-Variante so schön ist: es sind nicht die Treppen hoch und runter, sondern die gut erhaltenen Trockenmauern, Wein-Terrassen, Olivenhaine und wirklich sehr schmalen Pfade an sehr steilen Hängen, die den Weg so lohnend machen. Weniger los ist außerdem. Mit weichen Knien erreichen wir Manarola und sitzen pünktlich zum Sonnenuntergang (schon um 17 Uhr: Frechheit!) auf dem Bahnsteig direkt am Wasser. Wieder sind wir den ganzen Tag unterwegs (wunderschön, aber…): der bedeckte Dienstag wird ein Ruhetag.

Seit die Cinque Terre sowohl Nationalpark als auch Weltkulturerbe sind und auf den Bucketlists vieler Weltreisender stehen, kann man sich daran erfreuen, dass man mit seiner Zuneigung zu dieser Gegend nicht allein ist, sondern man sich gemeinsam mit den vielen entgegenkommenden oder überholenden Wanderern auf den engen Pfaden aneinander vorbei windet und der legendären Meerblicke erfreut. Mag man keine Menschen, sollte man einen verregneten Werktag im Januar ausprobieren. Ob wir hier nochmal in den Oster- oder Herbstferien entspannt wandern können, ohne uns nach Lappland zu sehnen? Es ist nur zu verständlich, dass die Cinque Terre viele Menschen begeistert.

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