Kleine-feine Nationalparks in Nord-Karelien

Es wird Schietwetter. Nach kurzem Zögern in Form von #vanlife mit #roadtrip im nass-kalten Lappland (ich kann noch nicht loslassen von der ruska ;-)) ziehen wir uns zurück. Zu gerne möchten wir doch mal die Neuerungen unseres Bulli-Ausbaus wie Kühlbox, rausnehmbarer Küchenblock(*) und Markise (wir nennen sie jetzt trotzig Bimini) ausleben. (*)Was machen die armen vanlifer mit Küche im Heckauszug, wenn es kalt wird?

#vanlife in Muonio

Es geht in den vermeintlich sonnigeren Süden Finnlands zurück – genauer in die östliche Mitte zwischen Kuhmo, Iisalmi und Lieksa. Hier tun wir noch ein paar Nationalparks auf, in denen es sich bestimmt schick die Beine vertreten lässt.

Im NP Hiidenportti geht es neben Wald und Moor um einen Canyon, der durch Verwerfung schon vor mehr als 1 Mrd. Jahren entstanden ist. Die Eiszeit hat das Tal dann etwas angeschliffen. Auf beiden(*) Seiten des Tales finden sich lange Moränenrücken (åsar) aus eiszeitlichen Schmelzwasser-Sedimenten, (*)denn hier liegt die Wasserscheide zwischen Ostsee und Ladogasee: der Westteil des Tals entwässert in den Oulujoki, der Ostteil, der Porttijoki, in Richtung Süd-Osten. Der Wald im Tal ist außerdem geprägt davon, dass hier früher das Wasser aufgestaut wurde, um das Flößen von Holz zu ermöglichen. Es ist Samstag, die Sonne scheint bei üppigen 9 Grad und der Wanderparkplatz am Palolampi ist gut gefüllt. Viele Tageswanderer haben erstmal das selbe Ziel: die sehr fotogenen Klippen und Felsen von Hiddenportti – und natürlich die grillimakkara am laavu von Porttilampi. Dort ist Trubel: wir gehen weiter auf die lange Runde (12km): erst am Umkehrpunkt treffen ein paar Menschen wieder aufeinander am Kaffee- und makkara-Feuer des laavun Kitulanlampi. Da wir erst mittags gestartet sind, wird es auf dem Rückweg dann ganz einsam. Kurz vor Ende der Runde liegt eine verlassene Hofstelle, auf der bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts noch die traditionelle Brandrodungslandwirtschaft betrieben wurde. Alles in allem beinhaltete die Runde durch den Hiidenportti NP einen Spaziergang durch die Geschichte dieser Landschaft – von der Entstehung der Erdkruste über die Eiszeit bis zur forst-/landwirtschaftlichen und schließlich rekreativen Nutzung.

Am nächsten Tag haben wir nochmal Lust auf eine Übernachtungstour. Im Tiilikkajärvi NP wandern wir durch eine entspannte Harju-geprägte Landschaft (so langsam verstehen wir die touristische Aufregung in Punkaharju: das ist wirklich eine typisch-finnische „Nationallandschaft“) um den gleichnamigen See. Wenig Steigungen, viel Sand und Moor, eine kurze Passage per Ruderboot und ein Lagerplatz mit einer winzigen Hütte. Das Wochenende ist vorbei und wir sehen gute Chancen, dass die meisten Menschen den Sonntagabend eher auf dem heimischen Sofa verbringen würden als im Wald. Das kam bis auf drei Menschen in zwei Zelten auch hin. Die Hütte, die Platz für zwei Personen bietet, wird dank des Ofens so warm, dass wir sogar Lust auf ein Bad im See (mit Sandstrand natürlich) bekommen: Sauna rückwärts. Am nächsten Tag beschenkt uns der Wald mit ein paar stattlichen Steinpilzen: das wird ein Traum-Risotto!

Nach einem Besuch des Brauereimuseums (naja) in Iisalmi (geht so), einem Versorgungsstopp auf dem liebevoll geführten CP Rekiniemi und bevor wir uns endgültig auf den Weg nach Süden – zum Boot, nach Helsinki, zur Fähre – machen, wollen wir noch einen letzten NP besuchen: den Patvinsuo NP in äußersten Osten. Dort wird uns zu den Wanderwegen und ganz viel Moor ein Stellplatz mit Chance auf Strandsauna versprochen. Trotz ausgewiesener Öffnungszeit des naturrums treffen wir niemanden, der unsere Saunahoffnung erfüllen könnte. Wir spazieren runter zum See Suomunjärvi und checken den Wetterbericht: es ist Nachtfrost angesagt! Und mit einem Mal wird uns klar: es reicht! Nun ist es gut. Wir können gar nicht so viele Saunas auftun, dass unsere Nationalpark-Wanderungen noch schöner werden, als sie es bis hierhin waren. Wir hören auf, als es am schönsten ist. Wir wollen nach Süden! Vorbei am itä-piste, dem östlichsten Punkt Finnlands (und der EU) sammeln wir unser Boot „smågodis“ auf und nehmen Kurs auf Helsinki. Auf dem Weg tun wir am Südufer des Saimaa dann doch tatsächlich noch eine wundervolle, öffentliche Strandsauna auf: Hinkan Saunat. Mit einem Bad (nee, mehreren) im Saimaa verabschieden wir uns stilvoll von diesem großartigen Segelrevier.

Ganz fertig sind wir mit dem Wandern dann doch noch nicht: nach drei Tagen Helsinki-Stadtleben, motiviert von einem Halt am Naturzentrum Haltia und kurz bevor es in Turku auf die Fähre nach Kapellskär geht, vertreten wir uns die Beine im kleinen-feinen NP Kurjenrahka. Dort erleben wir, dass es auch im Südwesten Finnlands sehr schicke Moorgebiete gibt.

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