An der finnischen Küsten hoch bis an das obere Ende der Ostsee getrödelt wollten wir nun endlich ins Fjäll, auf irgendein tunturi. Das beste (oder am wenigsten garstige) Wetter war für den Nationalpark um das Ylläs- und Pallas-Tunturi (tunturi = fjäll = baumgrenzenhoher Berg) angesagt. Die Tunturit dieses NPs liegen als Höhenrücken in einer sonst eher flachen finnischen Wald- und Moorlandschaft. Die Geographie verspricht Fernsichten und Weitblicke. Der NP teilt sich grob in drei Teile: Ylläs-, Pallas- und Ounas-Tunturit: dem Höhenzug folgt auch ein längerer Wanderweg – die ersten gut 50 km ab Hetta (im Norden) sind wohl ein Klassiker. Wir unternehmen hier zwei Tagestouren (1+2) und eine kleine Wanderung mit Übernachtung (3).

Ziemlich unvorbereitet waren wir froh, im NP-Info-Zentrum auf dem Ylläs eine wandertaugliche Karte zu erstehen, um erstmal auf Tagestouren unsere Höhenmeter-entwöhnten Seglerbeine auf Trab zu bringen. Ohne Ahnung, was hier die Highlights sind, folgten wir erstmal der Empfehlung der freundlichen Info-Mitarbeiterin: eine 10km-Runde im Yllästunturi über den Kesänki: viel begangen, mit einem steilen Aufstieg (besser als steiler Abstieg), Fernsicht sowie Kote, Feuerstelle und huussi für die Pause. Und über den Berg kein Radweg. Denn das merken wir sehr bald: in einer Gegend, in der man E-Fat-Bikes mieten kann, irritiert uns die friedliche Koexistenz der finnischen Fußgänger und Radfahrer auf ihren gemeinsamen Wegen (so wie sie auch in den Städten praktiziert wird) ein bisschen. Aber auch hier geht alles sehr rücksichtsvoll ab: dezentes Heranrollen statt Fahrradklingel. Südtirol-Feeling macht sich breit: zunächst ein voller Wanderparkplatz, auf dem sich viele andere Tageswanderer aufmachen, um entweder nach der 2km entfernten Einkehr (kahvi, munkki, makkara) den See zu umrunden, oder sich mit uns (meist uns überholend) an den Aufstieg zu machen. Dann die steile Geröllrinne, die uns an die viiieeel steilere und höhere Tour über die Scharte zur Ifingerhütte erinnert. Schließlich sanfte Hänge mit lockerer Baumgrenzen-Botanik: ein bisschen Salten in Lappland. Fazit: toller Einstieg! Wer die nordische Einsamkeit sucht, sollte nicht in der Hauptsaison den beliebtesten NP Finnlands aufsuchen. Aber im Vergleich mit Südtirol ist es dennoch leer. Weitere Zutaten: Sonne und Blau-, Preißel- und Krähenbeeren als fast ständige Begleiter.





Für die nächste Tagestour nehmen wir Kurs auf das Pallastunturi. Gute 8 km über den sonnig-schaurigen Palkaskero genießen wir großartige Aussichten, ein gelassenes Rentier im Weg, einen gerölligen Gipfel (Riesengebirgs-Feeling) und ein Abstieg vorbei an einem Rentierscheideplatz (erotuspaikka ist nix Unanständiges). Zum Abschluss des Tages gönnen wir uns den Campingplatz Harriniva direkt am Flussufer bei Muonio: mit Hotel-Sauna, warmem Abwaschwasser in der Sommerküche und Kote, in der wir lange am Feuer sitzen, kochen, lesen und schreiben können: die Nacht wird fast-frostig kalt.



Die als Testtour mit Mehrtagesgepäck angedachte Tagestour zur Mustakero-Hütte wandeln wir unterwegs spontan in eine Übernachtungstour um: wir haben ja alles dabei. Und müssen ja nix. Schon der Weg durch die in der Nähe der Baumgrenze sehr lichte Vegetation, fjällbjörkskog auf schwedisch, macht sich schon entspannt: mit wenig Steigung am und über den Rücken des Lommoltunturi. Mit Kaffee am Lagerfeuer und snabbmakroner in der winzigen Hütte fühlen sich die 6km bis zum Auto sehr weit weg an. Wir (und das Netz) sind dann mal weg.



Am nächsten Morgen muss der Morgenkaffee die Kälte und den Nebel erstmal vertreiben. Aber dann dümpeln wir morgensonnig den gleichen Weg wieder zurück – wie schön, dass die neue Blickrichtung auch mit neuen Eindrücken verbunden ist: neben Rentieren jetzt auch mal Schneehühner (fjällripor) im Herbstkleid.



Zurück am Auto braucht einer unserer vier Füße eine Pause. Die gönnen wir ihm, indem wir uns mit einem Zwischenstopp am Lemmenjoki NP zum Urho-Kekkonen-NP verlagern.
Unser Fazit zum Pallas-Yllästunturi-NP: tolle Aussichten (wenn die Sicht stimmt), gut erschlossen (Danke, metsähallitus!) und erreichbar für Tagestouren, auf beliebten Wegen einiges los (inkl. E-Fat-Bikes), etwas abseits sehr viel Natur, Ruhe und Wildnis.

Ein Gedanke zu “Im oder auf dem Pallas-Yllästunturi-NP”