Bottenhavet: On the E8-Road

Eine Woche haben wir uns Zeit gelassen, um vom Segeln mit “smågodis” im Saimaa-Gebiet auf Wandern in Lappland umzuschalten. Nicht nur dass das Wetter meinte, von 28 auf 10 Grad Tageshöchsttemperatur umzuschalten, auch das so gepriesene „vanlife“ hatte es schwer, auch nur annähernd an den Charme und die Leichtigkeit unserer Art von „boatlife“ heranzukommen. Das Leben auf engstem Raum erfordert Bewegungen und Abläufe, die wir an Bord liebgewonnen hatten, die uns im Bulli aber noch geläufig werden müssen: statt Jollenkreuzer-Yoga jetzt Bulli-Yoga. Auch ist Autofahren als Tätigkeit mit Segeln ja überhaupt nicht gleichzusetzen. Sightseeing auf Dauer auch nicht. Unsere Idee, morgens und abends etwas zu fahren und uns tagsüber der Gegend zuzuwenden, taugt nur, wenn es kein Dauerzustand / kein Hauptreiseinhalt ist. Für mich / uns zumindest. Vermutlich sind reine Roadtrips wirklich nicht unsere Art zu reisen. Wie bedauernswert fanden wir unsere jeweiligen Saunabekanntschaften in Oulu: mit dem WoMo Ostsee rund (inkl. Baltikum! 8 Länder!) in knapp 4 Wochen. Nur Litauen in 4 Wochen wäre für uns OK. Jedem sei gegönnt, Autofahren toll zu finden – uns nervt es nach ein paar Tagen, dass wir noch nicht DA sind. Und dass es zu kalt ist, das klassische Vanlife-Bild (nackte Füße in offener Heckklappe, Hängematte vor Bulli vor Beach) auszuleben. Diesen Blues können wir immerhin mit Campingplatz-Sauna lindern.

Auf dem Weg See – Fjäll lagen Tageswanderungen im Salamajärvi NP und im Kvarken-Archipel. Wir sind über die kleine Insel Ohtakari geschlendert, haben uns Küstenformen angeguckt, kleine Fischerhäfen besucht und Oulu sowie Tornio-Haparanda eine Chance gegeben, uns von einer Prise Stadtkultur zu begeistern (jedoch ohne großen Erfolg).

Gefunden haben wir Strand (angeschwemmt?), Geröll (Moränen?) und rundgewaschene Felsen (von der Eiszeit, vom allwinterlichen Eis oder vom Wasser?) – insgesamt nette, vielfältige Küstenlinien. Das Hinterland landwirtschaftlich geprägt und von sandigen Kiefernwäldern gesprenkelt – längst nicht so öde wie Finnlands „mittlerer Westen“, sondern lieblich und entspannt-unspektakulär. Oft sind wir von der E8 abgebogen und sind dem „Strandvägen / Rantantie“, einer Art finnischer Margeriten-Route (DK), gefolgt – meist nette Abstecher, die allerdings das reine Autofahren etwas in die Länge ziehen.

Je weiter wir nach Norden kamen, übernahmen die Ausläufe der großen Flüße die Aufgabe, die Küstenlinie zu formen: Flußdeltas und vorgelagerte Inseln. Die Papierindustrie weiß diese zu nutzen: Wasser und Energie.

Wenn man sich in den Städten (wie schon in Savonlinna) auf viel Funktionalismus und Halbmodernes einstellt, kann man sich auch über bewahrte Altstadtteile freuen: Skata in Jakobstad / Pietasaari, Pikisaari in Oulu und Hamina in Ii.

Nachdem sich die Landschaft entlang der Küste nach Norden wenig veränderte, haben uns die letzten 200km von Tornio ins Landesinnere aus dem Roadtrip-Trödeln rausgeholt.

Entlang des Tornionjoki / Torneälv / im Tornedal wurden die Bäume kleiner und die Hügel höher. Am Abend des 7. Tages on the road sind wir oben, im Fjäll, bei den Rentieren und guten Aussichten. Wir sind DA. DA im Pallas-Yllästunturi-Nationalpark, den wir uns nun ein paar Tage lang erwandern wollen.

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