Haukivesi und Linnansaari NP

Über bummelig 10 Tage haben wir uns auf und um den Haukivesi nördlich von Savonlinna herumgetrieben. Im Zentrum des Sees liegt der Linnansaari Nationalpark (https://julkaisut.metsa.fi/assets/pdf/lp/Esitteet/linnansaarisve.pdf und https://www.utinaturen.fi/linnansaari), bestehend aus einem Haufen kleiner und kleinster unbewohneter Inseln, die dicht bewaldet (mit vielen Laubbäumen!) manchmal aussehen wie riesige Maulwurfshügel. Auf der gleichnamigen Hauptinsel kann man einen der letzten Höfe der Gegend sehen, der seine Weide- und Ackerflächen noch bis in die Mitte des 20. Jhd. mithilfe der traditionellen Brandrodung bewirtschaftete. Auch im Linnansaari NP soll sich die Saimaarobbe geschützt fühlen (so sehr, dass wir sie hier nicht gesehen haben). Außerdem, und das können wir bestätigen, ist hier die Dichte an Fischadlern besonders hoch.

Wir haben als erstes Ziel die Insel Linnansaari angesteuert. Mit Badesegeln im Haapavesi in den sonnigen Tag gestartet, sind wir mit entspannten südlichen 2Bft über die offenen Wasserflächen, gesprenkelt mit ein paar Inselchen, des südlichen Haukivesi geglitten und schließlich in die Bucht an der SO-Ecke von Linnansaari eingelaufen. Einer der beiden Stege war schon mit ein paar großen Motorbooten (bestimmt auch nette Menschen, aber Boote mit zu viel Geräuschpegel) bevölkert, da waren wir froh, einen zweiten Steg abseits für uns zu haben. Abends Baden und Kräftor essen, Landgang nächsten Morgen: ein entspanntes Ensemble aus Campingwiese mit Hütten, Kanusteg, ein niedliches Sommercafé, Ausgangspunkt von ein paar Rundwanderwegen und Museumshof (s.o.). Wir kommen erst mittags los, ein munterer SW-Wind und Hochsommersonne motivieren uns, einen Abstecher nach NO in den Heinänvedenselkä zum Kolovesi NP anzusteuern: https://wirwollenmeerseen.com/2022/08/20/kolovesi-np-ein-abstecher/

In den Haukivesi zurückkehren tun wir drei Tage später etwas weiter nördlich. Wir sind früh gestartet, denn der Wind soll ab mittags unhandlich werden. Es ist Wochenende, und da ist es kein Wunder, dass die angepeilte Strandbucht auf Paavalinsaari keinen Platz mehr für uns hat. Die einzige sinnvolle Option ist es nun, nur unter Fock noch 5sm weiter in die NW-Ecke des Sees zu den nächsten Ankeroptionen zu rauschen. Zum Glück scheint die Sonne – dann sehen Böen viel freundlicher aus. Als wir etwas durchgepustet bei Haaronsaari um die Nordecke gucken, ist schlagartig der Wind weg und wir entscheiden innerhalb von Sekunden, dass es diese flache Strandbucht-Oase sein soll. Wie in Abrahams Schoss liegen wir hier gerne noch einen Extra-Tag und lassen den Wind da draußen Wind sein, während wir hochsommerwarm und faul uns nur darum kümmern müssen, das Solarpanel auszurichten. Ab und an bekommen wir Besuch von Familien mit kleinen Motorbooten auf Bade-Grill-Angel-Wochenendausflug.

Auch der Törn von Harronsaari nach Oravi (Ziel: Sauna! Einkaufen!) geht gleich nach dem ersten Morgenkaffee los: es ist eine Regenfront (Regen? Hier? Über uns?) angekündigt. Wir müssen (und können ja) kreuzen, sind damit aber gerne vor den Schauerböen damit durch. Wieder: beim Kreuzen lernt man ein Fahrwasser ja noch mal viel genauer kennen: können wir die Ecke halten? Wie dicht können wir an das Ufer voraus? Erstmal schön, dann zunehmend böig und überhaupt: mehr Wind als von yr.no versprochen! Auf den letzten Meilen zeigt uns „smågodis“, dass er auch mit 2. Reff (und trotzdem die Großschot immer in der Hand zum spontanen Fieren) hervorragend am Wind läuft. In Oravi fest fallen die ersten Regentropfen, als wir die Kuchenbude gerade aufgebaut haben. Was für ein Timing! Auch weil der Wind immer weiter zulegt, puha! Den Regen können wir hier gut mit Sauna und dem kleinen, exzellent sortierten Dorfladen von Oravi (liebevoll geführte Fleischtheke, Getränkekühlschrank, engagierter Kaufmann, selbstgeräucherte muikku) abwettern.

Wer kein eigenes Boot unterm Hintern hat, kann sich von Oravi aus nach Linnansaari übersetzen lassen oder hier ein Kajak (inkl. Kajakkurs), Kanadier, Angelboot inkl. Ausrüstung leihen. Das Oravi Feriendorf (ein bisschen Campingplatz, viele Hütten, Hostel, Restaurant, kleiner-feiner Dorfladen etc.) sieht sich aus Ausgangspunkt für Paddler, Wanderer, Angler und die naturnahe Erschließung des Linnansaari NP: https://www.oravivillage.com/de Im Winter geht von hier der Weg (Langlauf, Schlittschuh / långfärdsskridsko) übers Eis nach Linnansaari und weiter zum Westufer des Haukivesi.

Am nächsten Tag ist der Wind weg, sodass wir ganz suutje (Morgensauna, für mich muikku zum Mittag) aufklaren. Das Feuerverbot ist aufgehoben: Fleisch! Naturhafen mit Feuerstelle! Am Nachmittag dümpeln wir uns 5sm nach Westen zur NW-Ecke von Linnansaari, Perpulanluhta. Hier bringt uns der Rundwanderweg auf den Aussichtshügel Linnavuori nicht nur tolle Ausblicke auf See und Inseln, sondern auch ne leckere Pilzsoße zu den Koteletts. Die anderen Wanderer und Paddler an dieser zu Recht beliebten Ecke fröhnen dem Lagerleben in ihren Zelten / Hängematten, wir halten es lange am Lagerfeuer (endlich wieder!) aus.

In der Sauna in Oravi wurde uns der Steg von Porosalmi ans Herz gelegt – nennt sich das dortige Hotel, das sich inzwischen zum Ressort entwickelt hat, doch Herz des Sees, järvisydän: https://www.jarvisydan.com/en/ Das passt uns zur angekündigten Gewitterfront: dicht bei und fester Liegeplatz. Im Hafenhandbuch von 2019 noch eine schilfige Strandbucht mit Steg, jetzt umsäumt von allem, was ein Ressort wohl ausmacht. Ressort ist ja eigentlich nicht unser Ding, aber architektonisch sehr gelungen (aus dem See gefischte Baumstämme als Baumaterial und Designelement, an/in den Fels gebaut) beschließen wir, dass wir uns dem Ensemble hier jetzt mal offen hingeben. Der Wanderweg durchkreuzt von Fatbike-/Langlaufpisten, Meetingpoints für Pferdekutschen und Schneescooter, zubuchbare See-Ausflüge per Kajak oder Champagnercruise, Hütten und Lodges im Treibholzdesign, in der Nachsaison offensichtlich Ziel für Pärchen-Auszeiten. Wie passend! :o) Schön für uns: mit den 15€ Hafengeld bekommen wir 50% Rabatt im See-Spa. Ne gute Handvoll verschiedenster Saunen, Seewasser-Infinitypool, Strand, Indoorpools, Snacks und Tee inklusive. Wir fühlen uns umsorgt – wir müssen nicht immer einfach leben: https://wirwollenmeerseen.com/2022/08/18/einfach-leben/ und runden den Luxustag im Bistro mit Rentier-Quietschkäse-Lingon-Pizza ab. So kann man auch Gewitterschauer aushalten. Hoffentlich freut sich die arme, süße Fledermaus, die sich auf Linnansaari als blinder Passagier unter unsere Ausreitbank geklammert hat, über Urlaub in den Felsspalten des Ressort-Grillplatzes, die wir für sich geeigneter fanden als eine weitere Seereise.

Der nächste Morgen ist nieselig-kühl. Lange Hose? Kein Morgenbad? Für die nächsten drei Tage wird uns perfekter Wind für den Rückweg nach Sulkava versprochen. Und in einer Woche nur noch 10 Grad Tageshöchsttemperatur! Zeit an Land zu gehen?! Nur ein bisschen wehmütig sind wir uns unseres fast 6 Wochen Hochsommer-Glücks wohl bewusst. Es kommt Vorfreude auf, dass demnächst etwas Neues kommt. Land, Stadt, Fjäll, Bulli, Kultur, Wandern… Auf gehts!

Der Linnansaari NP ist ein traumhaftes Segel- und Paddelrevier mit verschlungenen, geschützten Wasserwegen, die das Segeln kurzweilig machen: anspruchsvolle Navigation und immer was zu gucken. Der Haukivesi insgesamt hat aber auch ein paar freiere Wasserflächen zu bieten: mit beständigerem Wind einfach mal geradeaus segeln. Etwas Zivilisation fand wir in Oravi (Feriendorf mit am Naturpark ausgerichtetem Angebot für Paddler, Wanderer und Angler und kleinem, sehr feinen Dorfladen) und Porosalmi (Ferienressort mit allen drum und dran, u.a. Spa: für Segler zum halben Preis). Ansonsten konnten wir die vielen vom metsähallitus hergerichtenen Naturliegeplätze gar nicht alle abklappern: so viele Möglichkeiten!

Querbeet zwischen zwei Nationalparks

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