Lost in translation? Angst vor Grammatik? Respekt vor 15-17 Fällen? Null Ähnlichkeit mit allem was man an Sprachen kennt? Völlig unverständlich? So schlimm ist es gar nicht!
Endungen: Einige Endungen kann man sich leicht merken: die Mehrzahl (Plural Nominativ) endet auf -t und Genitiv (sg.) auf –n: sataman laiturit – des Hafens Stege. Hinter den bis zu 17 Fällen verbergen sich größten Teils lediglich Orte und Richtungen (Präpositionen und Adverben), die angehängt werden: metsä – Wald, metsässä – im Wald, saunasta – aus der Sauna. Allerdings verändern Endungen manchmal auch den ganzen Wortstamm, färben ab oder weichen auf (Turun saaristomeri – Turkus Inselmeer) bzw. richten sich nach der „Vokalfarbe“ des Wortstammes (hell: metsässä, dunkel: saunassa – in der Sauna). Ein speziell finnischer Fall, der Partitiv, bezeichnet u.a. eine unbestimmte Menge von etwas: olut – (ein/das) Bier, olutta – Bier (wieviel auch immer)
Lehnwörter: Wenn man die Buchstaben, die das finnische Alphabet eher nicht hat, abzieht (b, c, f, g als Anlaut, w, …) bzw. durch p, k ,… ersetzt (umgekehrt der Maulwurf: „p-t-k! Hä? Bettdecke?“), aus unüblichen Konsonantenkombinationen einen der beiden weglässt und gerne noch ein i, a oder u anhängt, hat man aus einem (nord-)germanischem Wort – schwupps – schon etwas auf finnisch gemacht … : kinkku, meri, suklaa, sipuli, kumi, tunti, kulta heißt Zwiebel, Stunde, Schinken, Gold, Schokolade, Meer, Gummi (in welcher Reihenfolge?).


Aussprache: Schon Hape Kerkeling hatte es erkannt: wenn man konsequent immer die erste Silbe eines Wortes betont und den Rest stoisch-bedeutungsschwer(*) ausspricht, hört es sich wie finnisch an. Außerdem werden doppelte Buchstaben, egal ob Vokal oder Konsonant, auch doppelt ausgesprochen. Netterweise – das haben die Finnen mit den Russen gemeinsam – kann man die 20 Wörter, die man schon gelernt hat, aus einem Satz auch raushören: was für ein Erfolgserlebnis! Ganz anders als bei den Dänen: (er-)kennt man nur eine Vokabel in einem dänischen Satz nicht, geht die gesamte Bedeutung des Gesagten in einem Brei aus heißen Kartoffeln unter.
Baukasten-System: Kann man 20 Wörter, kann man eine Vielzahl weiterer Wörter-Kombinationen verstehen: mustamakkara – Schwarze Wurst (lecker), mustikkasaari – Blaubeerinsel, kirjakauppa – Buchladen (brauchten wir nur zum Seekarten kaufen), kumikanava – Gummikanal = Anreise per Boot auf dem Trailer

Wenn man sich vom Finnischen nur so unsystematisch und planlos-entspannt anfliegen lässt wie wir, merkt man bald, dass man sich einen ordentlichen Wortschatz überwiegen aus dem Wortfeld seiner aktuellen Lebenswelt (Essen, Boot und Geografie) zulegt, aber einem die Verben fehlen… Außer olen, olet, on,… nix zu holen.
Und am Ende bleibt doch die Herausforderung, dass 95% des Wortschatzes so weit von allem entfernt ist, was man sich erschließen kann, dass man ums Vokabellernen nicht drumherum kommt, möchte eine Chance haben, ohne SayHi und Google-Übersetzer durch Finnland zu kommen: wir bauen zur Festigung des Gelernten gerne die wenigen schon bekannten Wörter in unsere Alltagskommunikation ein: „Die Thermo-pussis sind in der grilli-Abteilung.“
(*) Weitere Einblicke in die liebenswerte Welt der nordischen Sprachen gibt Ari Eldjárn: Minä rakastan sinua! Sieh selbst auf Youtube!


Ein Gedanke zu “Finnisch: Was für eine Sprache!”