Kräftpremiär – das traditionelle Flusskrebsessen

Ab Anfang August, wenn die Tage merklich kürzer werden, die Abende aber noch lauschig warm sind, werden in Schweden und Finnland Flusskrebse (kräftor/ jokirapu) aufgetischt. Gerne feiert man ein Fest mit der Familie oder Freunden, wenn das Wetter es zulässt im Garten oder auf dem hauseigenen Steg. In schwedischen Supermärkten bekommt man ab Ende Juli Servietten, Lampignons, Papiertischdecken, Pappteller und – ganz wichtig – Lätzchen und kleine Papphütchen mit Krebsmotiven.

Die Edelkrebse häuten sich Anfang Juli und verstecken sich in dieser Zeit zwischen Steinen. In Schweden dürfen sie ab dem ersten Mittwoch im August gefangen werden, in Finnland ab dem 21. Juni. Einheimische Edelkrebse (Astacus astacus) sind selten, durch den amerikanischen Signalkrebs (Pacifastaculus lenusculus) wurde ab Mitte des 19. Jahrhunderts die Krebspest nach Europa eingeschleppt. Der amerikanische Krebs ist gegen die Krebspest weitestgehend resistent, bei den europäischen Krebsen verläuft die Infektion tödlich. Frische Flusskrebse werden in einem Sud mit viel Kron-Dill gekocht und dann warm oder kalt gegessen. Tiefgefroren kommen die (amerikanischen Signal-)Krebse meistens aus Aquakulturen in der Türkei, Iran oder Spanien.

Der Spaß am Krebsessen besteht darin, aus den kleinen Scheren durch Stochern mit der Gabel und geräuschvolles Saugen das letzte Fitzelchen Krebsfleisch herauszubekommen. Belohnt wird man dann mit dem Fleisch des Krebsschwanzes, das schon ein guter Happs ist. Man isst mit den Fingern und, so vorhanden, mit speziellen Krebsgabeln. Auf besondere Etikette beim Essen sollte man verzichten, von daher sind auch die Lätzchen sinnvoll.

In Schweden wird meist Brot und Käse dazu gegessen, in Finnland eher Kartoffeln mit Butter und Dill, ich mache auch gerne einen Dipp für die Krebsschwänze. Nicht fehlen darf natürlich eisgekühlter Aquavit. Ansonsten ist Bier und Weißwein ein guter Begleiter.

An Bord sind die Zubereitungs- und Kühlmöglichkeiten natürlich sehr begrenzt bis nicht vorhanden. Wir haben eine Packung tiefgefrorene Flusskrebse und eine Thermo-Tüte gekauft. Mit den gefrorenen Krebsen haben wir unseren Wein und das Bier gekühlt. Bei uns gab‘s Kartoffeln, Butter und Dill dazu. Aus Aioli, Smetana (Creme fraiche), Chili, Knoblauch und Zitronensaft habe ich noch einen Dipp für die Krebsschwänze gerührt. An unserem Liegeplatz auf Linnansaari ein Gedicht!

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